Neues aus dem “Erinnerungsatelier Dieter Eidmann“ und der „KinderAkademie” in Aschersleben zum Jahresende 2023

Neues aus dem “Erinnerungsatelier Dieter Eidmann“ und der „KinderAkademie” in Aschersleben zum Jahresende 2023

Das “Erinnerungsatelier Dieter Eidmann” in Aschersleben hatte nach den sommerlichen Literaturnachmittagen zur französischen Literatur im Herbst dieses so welt-bewegten Jahres 2023 schöne und interessante kulturelle Veranstaltungen für Kunst, Literatur und Kunstpädagogik der KinderAkademie im ländlichen Raum im Angebot. Dorfkinder konnten sich spontan anmelden und auf vielfältige Weise drinnen und draußen kreativ sein.
Im Rahmen von Kunst Heute konnte an zwei langen Nachmittagen das Atelier auf neue Weise erfahren werden. Eine neu eingerichtete Vitrine zeigte Schmuckobjekte aus allen Schaffensphasen des Künstlers Dieter Eidmann seit den 60er Jahren.
Zusätzlich wurden so in den atmosphärisch schönen Räumen komplex gestaltete Schmuckobjekte aus verschiedenen Metallen und Holz ausgestellt, die an die Skulpturen des Künstlers erinnern.

Natürlich ließen auch die aktuellen Weltereignisse niemanden „kalt“ in den wie immer intensiven Vor-Lesungen und Gesprächen.
Besucher kamen nicht nur aus den umliegenden Dörfern, sondern auch aus Neubrandenburg und Rügen. Dadurch fanden interessante Menschen verschiedenster Berufe und Schichten den Weg in das “Erinnerungsatelier Dieter Eidmann” in Aschersleben 32, sonst eher ja eine „Diaspora“ in Sachen Kultur.

Die lyrische Lesung, der Vortrag zu verschiedenen Formen der Kunst und die Musik-Text-Performance mit Heinz-Erich Gödecke und Angelika Janz („Das Arbeitsbild lesen“) im Rahmen von „Kunst Heute“ im September und Oktober 23 fanden regen Anklang bei den Besuchern. Gedankt sei an dieser Stelle besonders auch dem Musiker und Komponisten Heinz-Erich Gödecke aus Gribow, der stets die Nachmittage mit Musikdarbietungen (u.a. mit Posaune, Gong) begleitet und bereichert.
Mit einer hilfreichen Unterstützung konnte sich auch der Landkreis Vorpommern-Greifswald an den Veranstaltungen beteiligen, wofür wir herzlich danken!

Im Rahmen von Kunst Heute gab es auch eine Lesung mit Michael Schmal und Angelika Janz und einen Vortrag zu Wert, Symbolik,Geschichte und Funktion des Schmucktragens und der Schmuckarbeit Dieter Eidmanns.
Daran konnte sich die spannende Frage nach dem Unterschied zwischen Kunst und Kunstgewerbe entzünden! Es folgten Kurzprosatexte unter dem Titel „Wie das Künstliche vom Natürlichen unterscheiden?“ .

Am 25. November um 15 Uhr wird es einen Nachmittag mit der Vorstellung von uns in Kindheit und Jugend prägenden Büchern geben. Zum Dezemberbeginn hat sich bereits der Wandererverein der Region angesagt.

Mit großer Interessens-Freude an den Werken und einer sorgfältig vorbereiteten Finissage mit großartigem Vortrag der Direktorin Frau Ulrike Biedenbänder konnten Dieter Eidmanns Aussstellungs-Werke, Bilder, Fotos und Plastiken aus dem Nachlass, unter dem Thema „Innen und Außen“ im Eisenkunstgussmuseum Rendsburg-Büdelsorf an seinem Geburtstag am 15.10. verabschiedet werden.
Bleiben werden die beiden großen Granitskulpturen „Liegende Durchdringung“ und die bekannte Stele, die beide in Aschersleben entstanden, vor dem Jugendstilgebäude als Schenkung des Erinnerungsateliers an die Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen.

Eltern können in den Winterferien gerne wieder ihre Kinder für den 30. Dezember (Montag) zur Kunstwerkstatt mit dem Thema „Experimentieren mit Farben“ von 10 bis 14 Uhr anmelden. Die Teilnahme ist kostenlos, eine kleine Spende für den Imbiss freut uns.
An der Publikation des Kulturspeichers Ueckermünde, organisiert und betreut von Michael Schmal, haben auch wir uns an Auswahl, Gestaltung und den begleitenden Veranstaltungen sehr gerne beteiligt und danken allen Beteiligten dafür. Ein wunderbares Heft mit Geschichten der Menschen aus der Region „Geschichten, die das Leben schrieb“, ist entstanden! Illustriert wurde das Heft von dem kürzlich verstorbenen Künstler Klaus Sondermann, der dem Erinnerungsatelier sehr verbunden war – die Zeichnungen entstanden allesamt unter dem Eindruck der Wende 1989.

Das Erinnerungsatelier wird auch im Herbst und Winter geöffnet sein und zwar jeweils am 1. und 3. Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr und gerne auf Anfrage: 039778/20305. Grundsätzlich ist eine Anmeldung willkommen.

Eine kostenlose Atelier-Führung ist derzeit im Angebot: Schwerpunkt werden diesmal Schmuckobjekte und entsprechende Werkzeuge des Bildhauers Dieter Eidmann sein und dessen Andenken durch Kunst-und Literaturangebote für alle Altersklassen seit der Eröffnung im April 2021 bewahrt wird. Für das neue Jahr 2024 sind zwei Hörspiel-Nachmittage geplant, eine Überraschung für die Freunde des Ateliers und hoffentlich viele neue BesucherInnen.

Im Oktober: “Kunst Heute” 2 Veranstaltungen im Erinnerungsatelier

Herzliche Einladung ins Erinnerungsatelier Dieter Eidmann in Aschersleben!

(Aschersleben 32, 17379 Ferdinandshof, Infos: 039778/20305)

Gleich zwei Mal im Rahmen von KUNST HEUTE / organisiert vom Künstlerbund Mecklenburg-Vorpommern, haben literatur- und kunst-interessierte BesucherInnen die Gelegenheit zu einem Besuch im Rahmen von Kulturangeboten:

So gibt es am Donnerstag, den 6.Oktober um 16 Uhr einen Literaturnachmittag zu  Polnischer Literatur des letzten Jahrhunderts bis heute.

Das Interesse der letzten Veranstaltung war so groß und die Thematik spannend und weitläufig, dass es einen zweiten Nachmittag geben wird, der die Polnische Literatur mit einem Exkurs zur Polnischen Kunst näher beleuchtet und somit auch ihre Nähe zur Deutschen Kultur.
Allein 5 Nobelpreisträger sind aus der polnischen Literatur seit Beginn des 20. Jahrhunderts hervorgegangen und: viele polnische Künstler präg(t)en die Kunstlandschaft Europas. Polnische Künstler waren z. B. hervorragende Plakatkünstler.

Wir haben die Polnische Literatur als Schwerpunkt ausgesucht.
Jeder ist herzlich zur kostenlosen Veranstaltung nach Aschersleben 32, wenn möglich per Anmeldung 039778/20305  (zu Tee, Kaffee und Kuchen) eingeladen.
Man muss keine “belesenen” Voraussetzungen mitbringen, aber gerne sein Lieblingsbuch zum Themenbereich!!

Am Samstag, den 8.Oktober ebenfalls um 16 Uhr wird Angelika Janz zum Werk Dieter Eidmanns unter dem Titel “Helle Blicke” Kurzprosa vortragen und im Rahmen einer kleinen Führung Fragen zum Werk des Künstlers und Bildhauers Dieter Eidmann erörtern und beantworten.

Der Eintritt ist kostenlos und für das leibliche Wohl ist gesorgt.

Das Atelier ist im Rahmen von KUNST HEUTE vom 1. Oktober bis 9. Oktober täglich von 16 bis 18.00 Uhr geöffnet.
Um Anmeldung wird gebeten unter 039778/20305 oder  per Mail an janz.a@web.de

 

Werk

Von der Fotografie zur Skulptur
Autorin: Angelika Janz

Der Fotograf, Maler und Bildhauer Dieter Eidmann dokumentiert in seiner über 50-jährigen Werkbiografie eindringlich und oft überraschend die Diversität und Vernetzung von Bild und plastischem Werk, von Fotografie, Skizze, plastischem Modell, Schmuckobjekten, schließlich und im Hauptwerk „Archiskulptur/Archiplastik“ und Steinskulptur bis hin zur späteren Kalligrafie und Gouache ab 1995.

Eine „logische“ Konsequenz der Gipsmodelle, die als autonome Kleinplastiken erst spät vom Künstler als diese akzeptiert wurden, waren die größeren an menschlichen Körperrelationen orientierten Archiskulpturen bzw. Archiplastiken,  die dem Entwurfshorizont einer größeren, ja architektonischen autonomen Arbeit bzw. eine sich über ca. 10 Jahre hinziehenden Arbeitsreihe angehörten.

Es entstanden strahlend weiße, auch zweiteilige Plastiken mit schwingenden, fein modellierten und gespannten Oberflächen im Formenspiel geometrischer und organischer Durchdringungen: Ephemer anmutende „Gehäuse“ (also keine Kernplastiken), die in ihrer erhabenen Ausstrahlung  – im fast blendenden Weiß – Visionen raumgreifender sakraler Architekturen auslösen. Die aber auch, losgebunden von allen Zwecken und Bestimmungen, Räume, Plätze und Landschaften als Orte für Ruhe und Meditation neu einstimmen können. Sie vermitteln, durch vage Öffnungen wie Schnitte und somit die Möglichkeit der „Innenschau“, das Prinzip der Formdurchdringung: Man schaut unter die Oberfläche, unter die Haut der Plastik in den kubistisch anmutenden Innenraum. Die Innenform vermittelt eine neu dimensionierte Gestalt der Plastik, die sonst niemand zu Gesicht bekommt.

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Im Gegensatz zur nahezu kalkulierten Sorgfalt, zu der weitgehend gerätetechnik-fernen, „analogen“ Langsamkeit der Entwicklung und Entstehung der Steinskulpturen finden die kalligrafischen Arbeiten und die Gouachen in Minuten- manchmal in Sekundenprozessen ihr entschiedenes Gelingen. In äußerster Konzentration auf das leere Blatt und die erste avisierte Farbe auf dem Pinsel, oft mit dem Sand der Granitskulpturen vermischt, in „Spannungshaltung by accidence and by chance“ –  für ein glückliches Gelingen –   finden die Werke ihre starke Präsenz*, ohne wirklich „gesucht“ worden zu sein. Während der Künstler oft wochenlang an Entwürfen seiner Plastiken und Skulpturen mit zahlreichen Zeichnungen und Modellen arbeitet, gibt es hier außer der mentalen, meditativ gestimmten Haltung keinen Vorlauf. Die Bilder entwickeln ihre Wirkkraft und Tiefe, je länger man sie anschaut.

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Es sind von Farben gefundene „plötzliche“ Bilder der Skulpturen und Plastiken in einer personalen Vernetzung zum Künstler Dieter Eidmann –  sie enthüllen einen unerwarteten Wesenszug des Künstlers: Heiterkeit und Leichtigkeit, enthoben aller oft noch immer geforderten ästhetischen Verpflichtung zu Harmonie und Kolorit,  Humor und eine bisher unbekannte Farben-Freude in ungewöhnlichen Kombinationen, die er mit den instinktiven Pinselbewegungen und mit geschärften Sinnen auszudrücken vermag. Sie zeigen seine Fähigkeit, verschiedene künstlerische Aufgabenstellungen mit verschiedenen Techniken interdisziplinär und  experimentell umzusetzen und auszuleuchten.

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Der Stein selbst hat eine millionenalte Geschichte – seine durch Dieter Eidmann ihm gewidmete gegenwärtige und individualisierte Gestalt könnte seine erste bewusst bearbeitete und zugleich die letzte sein, bevor er in seine geologische Anonymität zurückgelangt.  An den Granitskulpturen arbeitete er klassisch und auf Augenmaß anhand seiner Gipsmodelle mit Hammer und Meißeln und zum Ende hin aufwendig oft monatelang mit Diamantschleifpapieren. In den plastischen Werken von Dieter Eidmann, ob in den Granitsteinen oder in den Gipsplastiken, gilt es, das Verborgene aufzuspüren und zugleich wieder zu verbergen, dort, wo im Inneren der vorgestellten Objekte die angedeuteten Formen einander „im Unsichtbaren“/Vorgestellten, überschneiden und durchdringen. Die Oberfläche der plastischen Werke, ob in Stein oder Gips, zeigt sich gespannt wie eine Haut über einem lebendigen, in Ruhe bewegten und pulsierenden Körper, ohne an die Grenze der Realtäuschung zu gelangen. Der Blick ist aufgerufen, weiter zu „denken“ angesichts dessen, was ihm die Oberfläche signalisiert.

Seine letzte Steinarbeit (2015), gearbeitet in dem seltenen belgischen „Noir de Mazy“ („Schwarzer Marmor“), zeigt sich als komplexes Konzentrat seiner über ein halbes Jahrhundert währenden Arbeit als plastischer Künstler.

Dieter Eidmann mit Noir de Mazy2015

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Während der Künstler oft wochenlang an Entwürfen seiner Plastiken und Skulpturen mit zahlreichen Zeichnungen und Modellen arbeitete, gibt es bei den Gouachen und Kalligrafien außer der mentalen, meditativ gestimmten Haltung keinen Vorlauf. Die Bilder entwickeln ihre Wirkkraft und Tiefe, je länger man sie anschaut. Sie finden ihre Vieldimensionalität, die die zunächst vordergründig vermisste Nähe und Korrespondenz zu den plastischen Werken aufleuchten lässt. Es sind von Farben gefundene „plötzliche“ Bilder der Skulpturen und Plastiken im anderen Medium.

Die letzten Bilder: Leuchtende Farben und die „eidmannschen“ geometrisch-organischen Formen – hier jedoch – anders als in den Gouachen und Kalligrafien –  in fast plakativer, klarer Abgrenzung voneinander – eröffnen dem Blick Tiefe und Weite und zeugen von der farbräumlichen Kraft der Farbe, die nicht an wieder erkennbare Inhalte gebunden sein muss, aber viele räumliche Sichtweisen ermöglicht. Ineinandergefügte klare Bildräume, zeigen einen leuchtenden, pastosen Farbauftrag, dem Granitmehl beigemischt wurde . In den letzten Stunden seines Lebens entwarf er in winzigen farbigen Entwürfen weitere Bilder dieser für ihn bis dato ungewöhnlichen Arbeitshaltung.

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