Zur Ausstellungseröffnung im Künstlerhaus Vorpommern 2018

Letzte Rede zur Ausstellungseröffnung am 5. Mai 2018 im Künstlerhaus Vorpommern, Heinrichsruh


Einfachheit ist kein Ziel,

sondern eine unumgängliche Annäherung an den wahren Sinn der Dinge.

Einfachheit ist die Kompliziertheit selbst, und man muss sich von ihrer Essenz nähren, um ihren Wert verstehen zu können.

Nicht die Dinge sind es, die schwer zu gestalten sind, aber sich selbst in die Lage setzen, sie zu machen.

Konstantin Brancusi (1876-1957)

Dieter Eidmann: Komplexität und Formdurchdringung

Es fällt mir unendlich schwer, eine so gut besuchte Ausstellung meines Mannes und Weggefährten Dieter Eidmann nicht freudig mit ihm teilen zu können. Aber heute wird der Bildhauer und Maler Dieter Eidmann durch Sie und Euch alle in seiner Heimatregion, im Herrenhaus Heinrichsruh, in das er immer gerne kam, ein Dorf weiter, mit der Ausstellung mit beispielhaften Arbeiten Lebenswerkes geehrt. Geehrt auch mit Ihrem und Eurem gezielten Interesse an seinem vielfältigen Schaffen. Lebensweg, Wesen und Werk sind bei Dieter Eidmann eine Einheit, so empfand ich es stets. Und gerade für Dieter, der sich früh von der kommerziellen Kunstszene abgewandt hatte, galt: Die Kunst liegt im Schaffen und nicht in ihren messbaren Wirkungen. Er lebte gemäß dem Sprichwort Goethes: „Man kann auch glücklich sein, wenn man die Zustimmung, den Beifall der Anderen nicht fordert.“ In seinem Leben und Werk, in seinem Denken und Handeln, gab es nirgendwo Überfluss oder Übertreibung. Sein ruhiges, besonnenes und wissendes Wesen hat mich fast 25 Jahre begleitet und geprägt.

Seine Sprache und seine Gedanken vermittelten sich klar, seine vor allem skulpturalen und plastischen Werke, die verschiedenen großen Granitarbeiten, sind in ihrer visuellen Dichte der einander durchdringenden Formen klar, einfach und dennoch nicht auf den ersten Blick in ihrer Gestalt wahrzunehmen. Deshalb empfehle ich wirklich interessierten Besuchern, sich die Steine vor Ort anzusehen. Draußen liegt eine Liste aus, in die Sie sich mit Telefonnummer eintragen können. Denn erst das Weiterdenken der an der Oberfläche angedeuteten Formen ins Innere hinein lässt ahnen, dass jedes Werk in jeden Detail bis ins Kleinste durchdacht ist. Im Innern des Steins, im Verborgenen, das allein der Betrachter durch seine Vorstellungskraft erkennen kann, enthüllt sich der Wunsch des Künstlers, eine Einheit in der Vielheit zu schaffen. Kunst will in der Regel auf etwas aufmerksam machen und aufdecken, etwas zeigen und weniger verhüllen oder verschweigen. In den plastischen Werken von Dieter Eidmann, ob in den Granitsteinen oder in den kleinen Gipsplastiken, die oft als Modelle und Entwürfe dienten, gilt es, das Verborgene aufzuspüren, dort, wo in den Tiefen der vorgestellten Objekte einander die Formen durchdringen, überschneiden. So erweist sich das eindringliche Zitat von Paul Klee besonders hier: Das Sichtbare haftet am Unsichtbaren. Das wirklich Neue an den Skulpturen und Plastiken Dieter Eidmanns ist der unaufdringlich gelenkte Blick des Betrachters auf das Innenleben, ja Innengeschehen der Skulptur, wenn der Blick über die gespannten und polierten Oberflächen des Steins wandert und beim Betrachter auch philosophische Gedankenbewegungen und Fragen auslöst, wie z.B. alles mit allem durch unsichtbare Fäden verbunden ist. So eignen sich die Granitskulpturen besonders für ein ruhiges landschaftliches Umfeld

Er entwickelte Formen, die, wie es kein anderer Plastiker verstand, eine Synthese von geometrischen und organischen Formen , die etwas Fließendes vermitteln. Das können Sie auch an den zahlreichen kleineren Gipsarbeiten in der Vitrine nachverfolgen. Und selbst in den frühen Schmuckarbeiten zeigt sich plastisches, bildhauerisches Denken und Gestalten in verschiedenen Durchdringungsformen. Hier waren seine bevorzugten Materialien Titan. Gold, Silber und Edelholz. Die Gipsarbeiten können architektonisch gesehen werden, können Assoziationen zu eigenwilligen Bauten hervorrufen.

Wir sind hier umgeben von bildnerischen Werken der letzten 2 Jahrzehnte. Als Maler tastete er sich erstallmählich an die Farbe heran, begann mit Kalligrafien, in die sich zunächst nur Grau und Rot hineinmischte. Ist auch das bildnerische Werk , ungegenständlich zu nennen, so ist es nicht abstrakt, da dem Vorstellungsdenken immer neue Räume eröffnet. Es ist im Gegensatz zu den ruhigen schwingend Formen der Plastiken immer wieder überraschend und regt zum Nachdenken über Emotionen an, die beim Betrachten von farbintensiven Bildern entstehen. Voraussetzung ist eine Offenheit des Betrachters, sich darauf einzulassen ohne gleich zu fragen: Was soll das eigentlich darstellen? Sie selbst als Betrachter sind aufgerufen, Nähen in den Bildern zu finden, die Sie ansprechen oder in Ihnen Gefühle, Fragen oder Gedanken auslösen.

So haben gerade seine letzten 4 Arbeiten, ausgestellt im letzten Raum, zwei Wochen vor seinem Tod entstanden und vollendet, das Durchdringungsprinzip auf die Bildfächen übertragen. Leuchtende Farben und die „eidmannschen“ geometrisch-organischen Formen eröffnen dem Blick Tiefe und Weite und zeugen von der farbräumlichen Kraft der Farbe, an wieder erkennbare Inhalte gebunden sein kann – das aber entscheidet der Betrachter selbst. Die Leuchttkraft der Farben sah er als das Wesen der Kunst an, denn in ihnen tritt das Licht sichtbar in Erscheinung. Sie sind, wie seine farbig strahlenden Gouchen, Mischtechniken, Ausschnitte aus dem unendlichen Erfahrungs- und Vorstellungsraum des Lebens. Sein vor dem Tod zeitweilig von leiser Unruhe gezeichnetes Wesen überwand er gerade durch das konzentrierte Entwerfen verschiedener Anordnungen, im Anlegen und im geduldigen Ausführen der ineinandergefügten Bildräume, die den Blick in eine ferne, andere, unbekannte Wirklichkeit zu führen scheinen,- in starkem, leuchtenden oder kräftigen pastosem Farbauftrag, dem Granitmehl beigemischt wurde.

Die in den vorangegangenen 2 Jahrzehnten entstandenen Gouachen und Kalligrafien führen den Betrachter in die Tiefen meditativer, aber auch bewegter, manchmal kreisender, explodierender, sprühender, in Farbzusammenstellungen oft überraschenden Blicklandschaften. Aus ihnen spricht Lebensfreude und die Lust, auch konventionell- geschmackliche Grenzen zu überschreiten und eine eher blasse Harmonie in Frage zu stellen. Meist durch kräftige, zielsichere Pinsel- und in den letzten Jahren Spachtelbewegungen auf das zumeist Büttenpapier gebracht. Dieter Eidmann stand der japanischen Endo-Malerei, eine Form meditativen Schaffens, in der Konzentration und zielsichere Schnelligkeit beim Auftragen der Formen und Linien eine Rolle spielen, sehr nahe.

Der japanische Zen-Meister Han Cho schrieb im Jahre 1101:
Die Pinsellinien zeigen die Regungen des Herzens an. Sie stehen in intensiver Übereinstimmung mit dem Schöpfungsprozess der Natur . Und zu den kalligrafischen, Zeichen setzenden Arbeiten: „Das Zeichen enthält im Kleinen die Gesetze des gesamten Universums: Gegensatz und Bewegung“.

Und so setzt die kräftige, ja lebensfreudig empfundene Farbigkeit den Kontrapunkt zu den klaren, konzentrierten Formen der plastischen Arbeiten. Reine Lebensfreude spricht aus den meisten seiner Bilder, die er durch die Beimischung von Granitsand wiederum mit seinen Steinen verbindet. Immer wieder überraschte er mich mit bisher unvorstellbaren Vraiationen zu Form-und Frabräumen, die während konzentrierter Malaktionen entstanden, denen ich nie beiwohnte, da sie nur in Ruhe und Abgeschlossenheit entstehen konnten.

Schließlich teilen auch die Fotografien seine Liebe zu Natur und Architektur mit ihren Strukturen, Überlagerungen und Durchdringungsbewegungen. In der fotografisch abbildbaren Wirklichkeit fand er Beispiele, Analogien und Anregungen zu seinem Kunsttun. Er sah die Dinge stets mit diesem „Mehrwert“-Blick des Gestalters und konnte so dem Geringsten und kleinsten Gegenstand einen Wert zusprechen. Aber auch dem Menschen war er in den Fotoarbeiten zugetan. Lange, fast meditative Sitzungen kennzeichneten seine Portraitfotografie. Er fotografierte oft Menschen, die an einer Lebensgrenze standen, man kann es in den Gesichtern ablesen. Weniger am Mehrwert orientiert war sein Verhältnis zur offiziellen kommerziellen Kunstszene. Sein Interesse galt nahezu ausschließlich der Fortsetzung der Arbeit mit neuen Arbeitswegen. So konzentrierte er sich auf erst intensiver auf die Malerei, nachdem wir vor 2 ½ Jahrzehnten hierher gezogen waren, um hier in Ruhe leben und arbeiten zu können. Meistens im Winter, wenn es zu kalt für die Arbeit am Stein wurde, „eröffnete“ er sein Winteratelier. Bereits 1965 schrieb er in einem Essay zum Kunstbetrieb diese Worte:

Künstler, die sich nicht den herrschenden Zwängen unterordnen wollen, haben daher die unterschiedlichsten Verweigerungsformen entwickelt; z.B. die Intellektualisierung oder die pragmatische Verweigerung durch subjektive Kunst.

Er hat sich der „Szene“ verweigert, indem er unbeeindruckt von Zeitgeistströmungen sein Kunsttun. In dem er in oft schwerer und zeitaufwendiger manueller Arbeit unbeirrt seinen inneren Bildern folgte, und er hat auf diese Weise den Dialog mit sich selbst wie auch mit der Kunstgeschichte, mit der er sich bis zuletzt in so manchen nächtlichen Lektürestunden beschäftigte, nie unterbrochen oder aufgegeben. Darüberhinaus war er besonders den Kindern und der Jugend zugetan.
Ich bin dankbar, dass wir zusammensein durften.

Angelika Janz, 27.August 2017/Mai 2018

Außer Reichweite sein - Die Lichtbilder des Bildhauers Dieter Eidmann

Außer Reichweite sein.

Die Lichtbilder des Bildhauers Dieter Eidmann

Die Ausstellung von Fotoarbeiten des seit 1994 in Aschersleben arbeitenden Bildhauers Dieter Eidmann im Soziokulturellen Zentrum Greifswald zeigt neben Zeichnungen und Kalligraphien LichtBilder, die neben diesen Arbeiten und den nicht ausgestellten Plastiken und Skulpturen als eigenständiges künstlerisches Medium fungieren, jedoch in der ganzheitlichen Schau besonders auf das bildhauerische Wirken des Künstlers verweisen.

Die Fotos zeigen ungewöhnliche Ansichten aus ungewöhnlichen Blickwinkeln an der Grenze fotografischer Möglichkeiten in dokumentarischer Absicht, ohne jedoch ihren Gegenstand, das situativ-Wiedererkennbare, ganz aufzugeben.

Doch geht es in den Schwarz-Weiß-Fotografien, (alle sind Unikate) nicht um eine authentische Abbildung der Realität, sondern um die Darstellung einer neuen, Wirklichkeitssicht: Die Lichtbilder zeigen Spuren menschlicher Existenz durch inszenierte Darstellungsformen, bilden ein Arrangement, das eine Beziehung zu anderen Medien (wie zum Beispiel zum Bühnenbild), herstellt und so die Phantasie des Betrachters auf den Weg bringt.

In ihrer offengehaltenen erzählerischen Abfolge sind die Fotos von einer emotionalen Gestimmtheit geprägt, die sich als Ganzes im Bewußtsein des Betrachters immer wieder neu deuten läßt. Menschen werden nie direkt dargestellt, sondern in Verfremdungen, die in der Folge auf neue Zusammenhänge verweisen – ein Angebot für neue Orientierungen des Visuellen Denkens.

Auch die beiden Fotoserien sind von der Haltung einer ostasiatischen künstlerischen Gattung beeinflußt: In ihrer Klarheit, offenen Deutungskraft und Ausgewogenheit, die einander ohne Vermischung überblenden, liegt ihnen die Grundstimmung des Haikus zugrunde, ein japanisches Kurzgedicht, die Einheit aus Wort, Bild und Klang, das als Grundbaustein in der ersten Zeile auf eine gegenwärtige und objektiv wahrnehmbare Jahres-oder Tageszeit einstimmt, in der zweiten Zeile mit dem einfachen Erkennen eines Begriffs oder einer Wahrnehmung so verbindet, daß in der Überblendung beider Bilder ein Drittes in der dritten Zeile und im Inbild des Leser-Betrachters entsteht, das innerlich gefüllte, äußerlich sichtbare und doch Unsagbare: ein Ideogramm, das Mikrokosmisches und Makrokosmisches simultan “schaltet”, und kosmische Harmonie ahnbar werden läßt, doch nie ganz ein-und aufgelöst in fragloser Vollkommenheit – immer bleibt ein Rest, der sich aufgespart haben muß für Anlässe, die immer neu gebunden werden müssen, ehe sie Worte und Bilder markieren können, in ephemerer Gegenwärtigkeit.

Ein Beispiel, das das Gemeinte zu verdeutlichen sucht: Das Bild eines Wassers in herbstlicher Dämmerung, das Bild eines Auges. Im Überblenden dieser beiden Bilder, wobei jedes seinen Selbststand behält, vermitteln sich Tränen, synthetisches Bild des Unsagbaren.

Das abendländische Mahnen: Rede, daß ich dich höre, weicht dem morgenländischen Schweige, daß ich dich verstehe. Und dieses dritte Bild, der Rest zwischen Vergangenheit und Zukunft, die reine (wie immer vorstellbare und erreichbare) Gegenwärtigkeit, ist das Fortsetzungs-und zugleich Anfangsbild für ein Weitergehen-und Sehen in unvordenklichen Spuren, – so sind die beiden Lichtbilderserien von Dieter Eidmann lesbar möglicherweise, wenn die eigene Betreffbarkeit offengehalten bleibt.

Angelika Janz, 2014

Zur letzten gemeinsamen Ausstellung von Angelika Janz und Dieter Eidmann in der Orangerie Putbus

Von der Schönheit des Einfachen

Aber wovon lebt der Mensch? — Gottfried Benn, der Welten lyrisch verdichtende Autor, formulierte es so: „vom Gegenglück, dem Geist“. Der Mensch erkennt sich in Versen, in der Musik, in Bildern und Plastiken; in Ideen, die ihn bewegen: zum Leben hin, zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Leben.
„Das ist sein Ruhm und seine Geschichte“, so formulierte es Werner Haftmann schon vor über 55 Jahren. Daraus sei „der moderne Heilige, der Künstler“ entstanden, dem wir Abbitte leisten für sein Anderssein im Leben, in seinem Werk, das neue Fenster öffnet und damit unser Weiterleben befördert. Benn: „Die Welten trinken und tränken“.
Wer dieser Tage die Räume der Orangerie in Putbus aufsucht, die gemeinsame Ausstellung „Gedankensehen“ von Angelika Janz und Dieter Eidmann aus dem vorpommerschen Aschersleben sieht, wird von der unmittelbaren Einfachheit des Schönen getroffen. Von Fragmenten als „Speicher für alle nur möglichen Anfänge“ (Angelika Janz) im Weitersehen und Weiterdenken.
In kleinen, durch die Arbeiten von Janz und Eidmann geadelten Kabinetten und großen Räumen, in die man sich für zwei Monate (in der gerade verfügten Verlängerung bis Ende November 2015!) lustvoll um- und einsehen kann, um die eigene Welt im besten Sinne betört und bereichert neu wahrzunehmen.
In Bildern von Dieter Eidmann finden sich „Schichtungen, Überlagerungen und Überblendungen bildnerisch konkreter Ebenen“, die „im spontanen Zusammenfinden von künstlerischer Wahrnehmung, Empfindung und Bewegung“ (A. J.) höchste Ausstrahlung erreichen; so gesehen im zum Park gelegenen Turmzimmer, das eine geglückte Verlängerungsachse der Bildwelt hin zur Naturwelt aufscheinen lässt.
In den aufwendig geschliffenen Granitskulpturen und den architektonisch-plastischen Gipsarbeiten findet der Künstler zu einer Formsprache, die subtilsten Spannungen und Aufspaltungen nachspürt, bei denen die Ausschau nach großen Leitbildern ins Vergessen gerät. Es ist der „Urgrund des Naturgeschehens“, dem Dieter Eidmann seine originären Arbeiten abgewinnt.
Welch ein Gewinn! Und in Putbus als beglückendes Zusammenspiel mit den Arbeiten von Angelika Janz zählt er doppelt. Man schaue hin!

Jerzy Kaczmarek - Für Dieter Eidmann

kamienny rozbłysk

 

dla Dietera Eidmanna

 

błyska drugi brzeg

iskrą lodu

 

jestem jeszcze

po tej stronie

 

ale za chwilę

wzejdzie księżyc

 

i srebrzysty most

rozepnie nad brzegami

steinaufblitzen

 

für Dieter Eidmann

 

es blitzt das nächste ufer auf

mit einem eisfunken

 

ich bin noch hier

auf dieser seite

 

aber nach einem augenblick

geht der mond auf

 

und schlägt zwischen den ufern

eine schimmernde brücke

Prof. Wolfgang Vogt, Kulturforum Pampin
An Eidmanns Skulpturen faszinieren Form und Oberflächen gleichermaßen. Die Oberflächen sind in professioneller Hand-Arbeit makellos glatt geschliffen und poliert – ein außerordentlich sinnliches Erlebnis – auch ohne sie zu berühren. Die einander durchdringenden Formen sind streng, zuweilen weich geschwungen. Senkrechte, waagerechte Linien, konkave und konvexe Rundungen stehen in einem harmonischen Spannungsverhältnis und bilden jeweils ein streng komponiertes Ganzes, das Elemente von Bauhaus und Kubismus enthält. Das absolute Highlight ist eine Skulptur aus sehr hartem, schwarzem Kalkstein: Noir de Mazy. Form, Oberfläche, Farbe sind derart vollendet, dass man in andächtigem Staunen innehält. Ist diese außergewöhnliche, geheimnisvolle Skulptur kompakt und enthüllt ihr Innenleben nicht, so eröffnen die Objekte aus weißem Gips dem Betrachter auch ihr Inneres. Sie sind im wahrsten Sinne ArchiSkulpturen (Markus Brüderlin) – architektonische Gestalten, die man begehen könnte, wären sie überlebensgroß. Ihre Transformation in Stein und größere Dimensionen ist vorstellbar und wäre durchaus wünschenswert. Die Handschrift des Bildhauers ist auch in den Bildwerken Eidmanns zu erkennen. So sind einige auch explizit Entwürfe zu Skulpturen. Sie führen den Blick ins Mehrdimensionale und entfalten eine Tiefe visuellen Denkens. Das Zusammenspiel von Farbe und Form, das Wechselspiel konkaver und konvexer Linien erzeugen Spannung und Komplexität. Die schwungvolle Spachtelführung der Gouachen hat Kraft, sie “sitzt”: Die Form wird in der Bewegung mitgedacht. Die kalligraphischen Tuschezeichnungen lassen die Nähe des Künstlers zur Zen-Philosophie erkennen. Die Mischtechnik-Arbeiten überraschen mit Farbigkeit und ungewöhnlichen Farbkorrespondenzen. Prof. Wolfgang Vogt, Kulturforum Pampin

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